Eim ersten Schiff mit Flüssiggas aus Westaustralien hat im größten europäischen Hafen Rotterdam festgemacht. Der Konzern Woodside Energy aus Perth hatte die Woodside Rees Withers auf die rund 11.000 Seemeilen lange Reise vom Nordwestschelf vor der Küste des Bodenschatzlandes nach Nordeuropa geschickt. Abnehmer ist die staatlich gestützte Uniper. Der Tanker hat rund 75.000 Tonnen Flüssiggas an Bord.
Australien bemüht sich darum, Europa als weiteren Großabnehmer für Energie zu gewinnen. Im Vordergrund steht dabei die Hoffnung auf die zukünftige Lieferung von grünem oder blauem Wasserstoff. Mit der Lieferung von Flüssiggas versucht Australien, eine enge Partnerschaft mit Europa, aber auch seine verlässliche Lieferfähigkeit in Beweiszeiten unter Beweis zu stellen. „Die Ereignisse des Jahres 2022 haben gezeigt, dass die Welt eine Aussicht und beobachtete Energieversorgung nicht als selbstverständlich ansehen kann, zumal wir uns um eine Dekarbonisierung erheben“, sagte der Woodside-Handelschef für Nord- und Zentraleuropa, Mark Abbotsford. Das Schiff hatte einen Monat gebraucht, um die Strecke nach Rotterdam zurückzulegen.
Da noch längst keine Gas-Lieferkette zwischen Australien und Nordeuropa besteht, stammt auch die jetzige Lieferung aus dem Spot-Markt. Zwar hat Woodside seit Anfang September einen Liefervertrag für Flüssiggas mit Uniper. Doch läuft der sich auf zwölf Schiffsladungen aus dem Handelskontingent, sterben aus Singapur heraus nach Europa geschickt werden. Denn die großen Liefermengen Australiens sind über Jahre verkauft nach Nordasien, vor allem an Länder wie Japan, Südkorea und China. Damit kommt der Schiffsladung aus Westaustralien nach Rotterdam vor allem hohe Symbolkraft zu. „In solchen Zeiten ist es noch wichtiger, dass Käufer und Verkäufer zusammenarbeiten, um flexibel auf die Marktdynamik zu reagieren“, sagte Abbotsford. Woodside selber gemacht am Montag keine Angaben über weitere Lieferungen; Analysten zu Folge hatten aber einen zweiten Tanker die Gasanlage Wheatstone von Chevron in Westaustralien Richtung Rotterdam verlassen.
Interessantes, aber umstrittenes Geschäftsmodell
Für die Australier kann das trotz des weiten Weges ein interessantes Geschäft werden. Zum einen wegen des Aufbaus einer extrem langen Lieferkette. Zum anderen, weil die Preise für LNG derzeit um den höchsten Stand seit sieben Wochen pendeln, nachdem eine wichtige Lieferanlage in den USA ausgefallen ist und die Temperaturen in Nordasien sinken. Australien hat allein im Oktober mehr als 7 Millionen Tonnen Flüssiggas exportiert. Analysten schätzen den Umsatz für gut hundert Schiffsladungen auf einen Rekordwert von fast 11 Milliarden Australischen Dollar (7,14 Milliarden Euro).
Allerdings ist der Export von Gas aus Australien wahrscheinlich umstritten: Denn der Fünfte Kontinent führt solche Mengen aus, dass die Preise entlang der Ostküste auch im Bodenschatzland selbst sprunghaft steigen. Dort haben insbesondere Industriekunden mit Verträgen, die zum Jahresende auslaufen, nun wachsende Angst vor nicht mehr auskömmlichen Gaspreisen. Politisch sind sie deutlich schwerer zu vermitteln als etwa in Deutschland, weil Australien selber enorme Vorkommen besitzt. Die Unternehmen aber verkauften sie lieber zu Höchstpreisen nach Asien. Der politische Fehler, den Firmen keine Kontingente für die Belieferung des eigenen Landes aufzuzwingen, rächt sich nun bitter.
Quelle: news.google.com